Die Nacht war nicht so besonders. Das liegt wohl daran, dass das Bett jeden Atemzug mit einem knarzen quittiert. Außerdem ist um die Matratze so ein Gummibezug, der nicht nur nach Gummi stinkt, sondern ebenfalls Geräusche macht.
So gegen acht bin ich aufgeacht und hab mich erstmal ins Bad geschlichen. Wobei das auch relativ ist, denn auch hier wird jede Bewegung mit einem Geräusch des Hauses honoriert. Zum Glück ist mir niemand übern Weg gelaufen. Ich brauch früh erstmal meine Zeit für mich bevor ich andere Leute freundlich angrinsen kann.
Das erste was ich heute sehen wollte war das Geburtshaus von Johnny Cash. Das liegt so 80 km nördlich von Memphis im Bundesstaat Arkansas. Die Fahrt war kurzweilig, vielleicht auch weil mein alter Kumpel der Regen mit dabei war.
Von der Autobahn runter ging es erstmal durch endlose Felder. Die amerikanische Regierung hatte dieses Gebiet während der Wirtschaftskrise urbar gemacht, deswegen verlaufen die Straßen auch schnurgerade. Achja, Straßen sind hier übrigens kein Standart. Die Hälfte der Zeit bin ich nur über Schotterwege gefahren.
Das Navi hat mich zielsicher zu dem Haus geführt. Eigentlich soll da jetzt ein alter Mann drin wohnen aber gesehen hab ich niemand. Ich kam mir auf alle Fälle sehr verlassen vor. So weit das Auge reicht waren vielleicht noch drei bis vier andere Häuser, sonst nichts.
Es ist schon eine bewegende Vorstellung, wenn ich daran denke, dass der kleine Johnny hier Baumwolle gepflückt hat.
Danach bin ich nur direkt nach Dyess rein gefahren. Naja, reinfahren ist so ne Sache, wenn das Heck des Autos den Ortseingang erreicht hat, ist der Vorderteil schon wieder draußen.
Was ich ziemlich erschreckend fand, war wie herunter gekommen Dyess ist. Ich hab ja schon einiges gesehen, aber hier sieht es echt schlimm aus. Alles verwahrlost und heruntergekommen. Eigentlich wollte ich mir hier noch anschauen wo Teile von Walk the Line gedreht wurden. Leider habe ich die so spontan nicht gefunden und langsam habe ich auch Hunger bekommen.
Also wieder über die Schotterpiste zurück zur Interstate.
Nach dem Essen hab ich bei ner netten Lady getankt und günstig Zigaretten gekauft. Außerdem eine besondere Zeitung. In der Zeitung sind nämlich die Leute mit Foto und Namen abgebildet, die in den letzten Wochen verhaftet wurden. Natürlich auch mit dem Grund der Verhaftung. Das fand ich total interessant. Aber ich glaub schon das die Amis ein bissl spinnen.
Naja, nächster Stop am heutigen Tag waren die Sun Studios. Hier begannen viele Musiker ihre Karriere. Am bekanntesten dürfte wohl Elvis sein. Aber auch Johnny Cash hat hier seine ersten Platten aufgenommen. Allgemein gelten die Sun Studios als Geburtsort des Rock `n` Roll.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl an dem Ort zu stehen wo Johnny Cash seine ersten Platten aufgenommen hat. Das Studio ist zum Glück noch im Originalzustand erhalten und noch heute nehmen hier Musiker Platten auf.
Nachdem ich noch ein Souvenir gekauft habe bin ich rüber nach Graceland. Eigentlich bin ich ja kein großer Elvis Fan aber ich dachte mir wenn ich schonmal hier bin...
Beim Parken hab ich erstmal 10 $ bezahlt und dann nochmal 20 $ für den Eintritt. Da kann sich Lisa-Marie doch glatt nen neuen Elfenbein-Rückengratzer kaufen!
Das Haus war widererwartend sehr interessant. Da alles Original erhalten, hatte Graceland bei mir schon gewonnen. Mir ist sowas nunmal wichtig. In kleinen Tippelschritten ging es mit Massen von Leuten durch das Haus und über das Grundstück.
Nach der unruhigen Nacht war ich dann doch ein bißchen müde. Also hab ich noch kurz etwas gegessen und bin zurück zum Hostel. Als ich gerade auf meinem Gummi / Knarz - Bett eingeschlafen bin werde ich durch lautes, wirres Gerede wieder wach. Es hört sich an, als ob 20 Leute in meinem Zimmer stehen. Die Lösung des Rätsel liegt eine Etage unter mir. Da findet nämlich gerade irgendeine Versammlung statt. Und die Akkustik hier ist so gut, dass ich jedes Wort verstehe. Ich freue mich jetzt schon wenn ich morgen wieder ein Hotelzimmer nur für mich habe!!!
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